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Buchtipp – Lautlose Stufen von Inge Becher

***Werbung*** Buchrezension

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Creative Look-Lautlose Stufen Hella Becher Verlag Monika Fuchs

Cover: Verlag Monika Fuchs

 

„Lautlose Stufen“ war ein Wunschbuch von mir, da mich der Klappentext sehr neugierig gemacht hat. Vom Verlag Monika Fuchs erhielt ich ein Rezensionsexemplar, worüber ich, besonders nach dem Lesen des gesamten Buches, total happy bin. Ich habe mich für einen Jugendroman ab 12 Jahre entschieden, der zwar in der NS-Zeit spielt, viel darüber erzählt, aber so kindgerecht geschrieben ist, dass es an keiner Stelle beginnt langweilig zu werden und meine Schüler komplett beeindruckt von der Lektüre waren.

Deutschland, 1939, Hitler ist schon 6 Jahre an der Macht und kämpft gegen alles an, was anders ist. Ob Juden, Christen, Ausländer, Kranke, jeder, der nicht Hitlers Ideologie teilte, musste mit schlimmen Folgen rechnen.

Hella Arnold wuchs in dieser Zeit auf. Sie kannte nichts anderes, als die Übermacht des Führers und wollte unbedingt in die Jungmädel-Gruppe. Dort trug man hübsche Blusen, traf sich am Nachmittag zum spielen, basteln und reden. Immerhin ist heute ihr 10. Geburtstag und sie wünscht sich nichts sehnlicher, als mit den anderen 4. Klässlern die neue Uniform anzuziehen. Doch Enttäuschung steht in ihrem Gesicht, als sie die Geschenke öffnet. Ein gelbes Kleid, selbst ausgesucht, aber eben keine Uniform. 

Urplötzlich werden alle Pläne Hella`s  zunichte gemacht. Immer wieder bekommt sie Krampfanfälle, muss ständig ins Krankenhaus und verliert jeglichen Anschluss an Schule und Freunde. Ein normales soziales Leben ist nun nicht mehr möglich. Keiner weiß, was mit Hella los ist, niemand hat auch nur den Hauch einer Ahnung, was ihr fehlt.

4 Jahre später erfährt Hella von speziellen Kinderkliniken, die potentiell Unheilbare wieder gesunden lassen können. Ihr Plan ist gefasst, sie will dort hin. Doch Ärzte und ihre Eltern sind entsetzt. Warum wollen sie einer Überweisung nicht zustimmen? Was passiert in den sogenannten Kinderkliniken, dass es kein Kind je lebend wieder hinaus schafft? 

Ein sehr sensibles Thema leicht verständlich machen, ohne Grauen zu verbreiten. Keine leichte Aufgabe. Inge Becher schaffte es. Respekt dafür, dass der Roman für Kinder und Erwachsene gleichermaßen informativ und spannend ist. Die Autorin leitet jedes Kapitel mit kurzen historischen Fakten ein und gleitet sanft zum erzählerischen Teil über. Hella, die Hauptperson, verkörpert schon anfangs viel Selbstbewusstsein, weiß, wo sie hin will, hat ihre eigenen Vorstellungen vom Leben. Ich mochte die Protagonistin vom ersten Augenblick an.

Sehr gut zeigt Becher die unterschiedlichen Charaktere ihrer Mitmenschen auf, sich Beugende, sich Wehrende, Überläufer. Diese vielschichtigen Schilderungen machen die Story so real. Die Verfolgung der Juden, das Anzünden der Synagogen, die Verbote, denen Minderheiten unterliegen, all das sind grausige Tatsachen, die im Roman deutlich werden, Kinder und Jugendliche betroffen machen, aber dank der seichten Schreibweise nicht tiefgehend ängstigen. Becher findet eine gute Balance zwischen Fakten und Erzählung.

Erst gestern nahm ich „Lautlose Stufen“ als Vorlage für eine Buchbesprechung eines meiner Förderkids. Meist höre ich bei „alten Themen von früher“ nur ein Stöhnen meiner Schüler, diesmal war Funkstille. Bis auf Begriffserklärungen wie NS, Pimpf oder Jungmädels wurde still, schon fast andächtig gelesen und interessiert bearbeitet. Das alleine ist ein untrügbares Zeichen für ein prima Jugendbuch, das von mir alle 5 Leseherzchen erhält.

♥♥♥♥♥