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Fußball-EM 2016 – Dany`s Traumelf Teil 2

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Ersatzelf

Tor: Vítor Baía

Abwehr: Marius Tresor, Roberto Carlos, Javier Zanetti, Emanuel Petit

Mittelfeld: Andrea Pirlo, Jean Tigana, Alain Giresse

Sturm: Roberto Baggio, Filippo Insaghi, Gabriel Omar Batistuta

Vitor Baía ist ein ehemaliger Torhüter aus Portugal. Er stand in 80 Nationalspielen auf dem Platz und war insgesamt 12 Jahre lang starker Rückhalt seiner Mannschaft. In der Liga hält er seit 2004 den Rekord für die längste Zeit ohne Gegentor, sagenhafte 1192 Minuten. Bei vielen eher unbekannt, war Baia ein phantastischer Torhüter. Super sympatisch, zurückhaltend und mir noch sehr gut im Gedächtnis geblieben mit seinem typischen Markenzeichen, dem schwarzen Haarband und einem immer freundlichen Lächeln. Auch Späßen war er nie abgeneigt. Selbst über einen Flitzer, nur mit Socken bekleidet, konnte er herzhaft lachen, trotz hoher Anspannung im UEFA-Finale 2003 gegen Celtic. So wünscht man sich doch den Fußball oder?

Ein Abwehrspieler, der vielen Jüngeren nicht geläufig sein wird, ist Marius Tresor. Ehemaliger französischer Nationalspieler, französischer Fußballer des Jahres `72, dazu höchstbezahlter Spieler der Welt!!! ‚Innerhalb eines Jahres (2015-16) soll er 58 Mio. Dollar eingenommen haben und das, trotzdem er schon seit über 30 Jahren nicht mehr aktiv spielt. Sein geschätztes Vermögen liegt bei 185 Mio. Dollar. Er besitzt mehrere Restaurants, 1 Fußball-Team, 1 eigene Vodka-Marke und ist aktiv in der Parfüm- und Modebranche tätig. Also geschäftstüchtig ist Tresor auf jeden Fall. Was konnte er noch besonders gut? Natürlich, Fußball spielen. Er war nicht nur der 1. schwarze Mannschaftskapitän, er mutierte vom klassischen Mittelstürmer zum weltbesten Abwehrspieler mit nur 1 gelben Karte in seiner gesamten Karriere. Hut ab!

Roberto Carlos, der Freistoß-Schützenkönig schlechthin. Was hat der mich Nerven gekostet. ;-) Wenn ich dachte, sein Freistoß geht mindestens 10 m daneben, nahm der Ball wie durch Geisterhand einen bogenähnlichen Verlauf und landete schließlich doch im Netz. Böse Zungen hätten behaupten können, der Ball war mit einem Magneten ausgestattet, so eigentlich komplett unmöglich war die Chance, dass so ein Ball den Weg ins Tor finden kann. Aber Carlos schaffte es immer wieder. Faszinierend! Spielerisch kann man ihn auch einfach nur in den höchsten Tönen loben. Der eher kleine Spieler wuselte übers Feld, zeigte gefühlte 100 tricks pro Ballberührung und spielte die Gegner schwindlig. Ballverluste waren schier undenkbar. Hatte er den Ball einmal am linken Fuß, gab er ihn nie wieder her, brasilianisch eben. Seine Schusskraft wurde mal bei 202 Km/h gemessen. Wer da in der Mauer stand … autsch. 2011 wechselte er nach Russland, wurde dort aber stets Opfer rassistischer Angriffe. 4 Monate später verließ er vor Ablauf der Spielzeit aus Protest das Feld und 2012 die Mannschaft.

Javier Zanetti, eine absolute Inter-Legende und ein immer zuverlässiger Außenverteidiger und Mannschaftskapitän. Neben Maldini ist er mit 615 Spielen derjenige, mit den meisten Einsätzen in der Serie A. Seine Rückennummer 4 wurde seitdem an niemandem mehr vergeben. 1996 wurde er Inter-Spieler des Jahres. Zanetti ist heute noch Rekordnationalspieler der argentinischen Nationalmannschaft und besaß ein taktisches Verständnis, wie nur ganz Wenige auf dem Platz. Er war stets ein fairer Sportsmann, auch außerhalb des Fußballs kann ich mich an keine Negativschlagzeilen erinnern. Mehrmals gewann er die Wahl zum fairsten Spieler der gesamten Serie A. In seiner kompletten Karriere bekam er lediglich 1x die rote Karte, wegen Meckerns. Zanetti hatte so viele Spitznamen, wie kaum ein anderer Fußballer. Die Fans nannten ihn  „il Treno“ (Die Eisenbahn), „Pupi“ (seine Wohltätigkeitsorganisation), „Saverio“ oder „el Tractor“ (Der Traktor). Eine seiner herausstechendsten Eigenschaften war sein Trainingsfleiß. Selbst die Trauung mit seiner Frau oder die Geburt seines Sohnes hielten ihn nicht ab, ein paar Stunden später schon wieder auf dem Trainingsgelände zu stehen.

Emanuel PetitAuch er glänzte mit seiner Fairness. Neben seiner zurückhaltenden Art und den seeehr blonden langen Haaren prägte sich sein Name eben wegen seinem Fairplay bei mir so deutlich ein. Eine ganz tolle Szene habe ich noch wie damals vor Augen. In dem WM-Spiel `98 verletzte sich der Italiener Di Biagio. Es liefen die letzten Sekunden der Verlängerung beim Stand 0:0, Frankreich war im Ballbesitz und in sehr aussichtsreicher Position, das spielentscheidende Tor zu machen.  Aber anstatt die Situation auszunutzen, spielte Petit den Ball ins Aus, damit sich der Italiener behandeln lassen kann. Eine andere faire Geste zeigte Petit (in welchem Spiel weiß ich leider nicht mehr), als ein Gegenspieler ein Foulspiel begangen haben sollte. Petit eilte zum Schiedsrichter, erklärte, es sei eine Fehlentscheidung und betonte, er wurde nicht vom Gegner berührt. Diese Handlung fand ich soooo groß, dass Petit seit dem MEIN Fairplay-Soccer ever war. Man stelle sich das heute mal vor, wer bitte würde sich denn solch eine Chance entgehen lassen? Also mir fällt keiner ein, schade eigentlich. Fairness bedeutete aber für ihn nicht gleich, auch alles zu akzeptieren. Petit hat eine sehr kritische Einstellung zu Frankreich und seinen Landsleuten. Nachdem Thierry Henry nach einem absichtlichen Handspiel bei einem WM-Qualispiel von den Franzosen nur noch darauf beschränkt wird, macht sich Petit Luft. „…. Ich habe große Probleme mit den Franzosen, ich habe noch nie solche arroganten, selbstgefälligen, verlogenen und überkritischen Menschen erlebt.“ (Interview 4.12.2014 Sportbild)

Andrea Pirlo, der Majestro. Pirlo hätte ebenso gut Schach spielen können, da hätte er wohl Leute wie Kasparow locker in die Tasche gesteckt. Der ehemalige Schachweltmeister sagte einmal: „Risiko ist etwas, vor dem die Leute Angst haben.“ Aber Pirlo schob seine Spielfiguren wie er es wollte, mit Mut zum Risiko. Die Übersicht, die Taktik, das spielerische Geschick, ein Leader, wie man ihn heute lange suchen muss. Nachdem Del Piero seine aktive Karriere beendete übernahm Pirlo fast alle Eck- und Freistöße und diese trat er mit akribischer Präzision. Seine Pässe kamen nur in Ausnahmen nicht da an, wo sie sollten. Pirlo war der perfekte Vorlagengeber. Als l’architetto (Der Architekt) bastelte er sich sein Spiel, wie er es brauchte. Der leader silenzioso (Stiller Anführer) zelebrierte das moderne Fußballspiel und war auch bei Juve eine nicht wegzudenkende Institution. Privat zockte Pirlo am liebsten mit Nesta auf der Play-Station und war ein ganz lustiger Geselle. Während der WM 2006 machte er sich mit de Rossi und 2 anderen ein Späßchen und führte Nesta ein wenig in die Irre. Auf dem Weg ins Teamhotel sollte Nesta (als Fahrer) doch mal kurz durchs Städtchen AUSFAHRT fahren, immer den Schildern folgend. Als er bemerkte, dass die Schilder auf etwas ganz anderes hinwiesen, irrten sie schon viele Kilometer durch Deutschland. ;-) Mein größter Pirlo-Moment kam dann am 6.6. letzten Jahres im Champions-League-Finale zwischen Barca und Juve. Im letzten Spiel seiner langen Laufbahn zeigte Pirlo das erste Mal öffentlich Gefühle. Am Ende des Matches brachen alle Dämme und Pirlo in Tränen aus. Ein wahrlich bewegender Moment, wenn man den sonst so ernsten konzentrierten Pirlo kennt, der nie auch nur eine kleine Regung zeigte. Ciao Majestro, ci mancherai!

Einen ehemaligen Spieler, den die Jüngeren eher als Trainer kennen werden, ist Jean Tigana. Ähnlich wie Davids schien er 3 Lungen zu besitzen und ackerte über den Rasen, als wäre jedes Spiel sein Letztes. Als schwarzer Spieler musste er sich seinen Platz hart erkämpfen und finanzierte seinen Lebensunterhalt als Briefträger und Fabrikarbeiter. Aime Jacquet holte ihn 1978 nach Lyon. Dort wurde er zum Leistungsträger. 1981 ging Jacquet nach Bordeaux und nahm Tigana kurzerhand mit. Dort sackte das Gespann einen Titel nach dem anderen ein, Bordeaux entwickelte sich zum besten französischen Verein damaliger Zeiten. Trotzdem Tigana nur ein einziges Tor im Nationaltrikot schoss, spielte er 1986 die Weltmeisterschaft seines Lebens und wurde WM-Dritter.

1,63 m groß, 62 Kg schwer, flink wie ein Reh, trickreich, abgeklärt, das war Alain Giresse. Noch ein Franzose in meiner Ersatz-Elf und Teamgefährte von Tigana. Dieser Giresse, in den 80ern natürlich jedem ein Begriff, war einer von vielen Franzosen, der mein Fußballinteresse weckte, als es noch in den Kinderschuhen steckte. Damals entwickelte sich langsam meine sportliche Tendenz zu bestimmten Mannschaften hin und machte auch nicht vor den Franzosen halt. Italien, Frankreich und Holland verzauberten mich als Kind, bei Italien hat sich bis heute nichts geändert ;-). Zurück zu Giresse. 16 Jahre lang blieb er seinem Verein Girondins Bordeaux treu, wechselte dann zu Marseille, wo er seine Profikarriere ausklingen ließ. 2x Meister, 1x Pokalsieger, 3x französischer Fußballer des Jahres. Tolle Erfolge für einen tollen Fußballer. In den 80ern bildete er spielerisch mit Tigana, Fernandez und Platini das magische Viereck. Sein reguläres Tor bei der WM `82 gegen Kuweit wurde nachträglich aberkannt, ein Scheich wollte es so, Punkt. Nun ja, Frankreich wurde 4. und war um eine Erfahrung reicher. Für Giresse gibt es genau 2 Dinge, die einen guten Fußballer ausmachen, die Ballkontrolle und ein gutes Passspiel. Beides beherrschte er in Brillanz.

Roberto Baggio, endlich wieder ein Italiener, grins. Hier gibt es auch eine lustige, ganz persönliche Geschichte zu erzählen. 5 Jahre lang spielte Baggio bei Juventus Turin, spielte dort den besten Fußball seines Lebens und wurde 1994/95 Meister und Pokalsieger. Verletzungsbedingt saß er aber die Hälfte der Saison nur auf der Bank und verlor so seinen Stammplatz. Kein anderer als Del Piero, der damals bei Juve in der Jugendmannschaft kickte, sollte nun sein Nachfolger werden. Damals war Baggio mein absoluter Lieblingsspieler und ich hatte nie die Absicht, Del Piero je als Baggio-Ersatz zu akzeptieren. Roberto verließ `95 den Verein, Del Piero legte los und … seit dem 1. Spiel konnte ich mir ihn nicht mehr aus dem aktiven Geschehen wegdenken. So ändert sich die Meinung, wenn man alle Vorurteile zur Seite schiebt und sich aufs Wesentliche konzentriert. Il Divin Codino (Das göttliche Zöpfchen), aufgrund seiner Frisur so genannt, beendete 2004 seine Spielerkarriere. Minutenlange stehende Ovationen seiner Fans und eine heute nicht mehr vergebene Rückennummer 10 bei Brescia Calcio, seinem letzten Verein, krönten eine grandiose Karriere.

Filippo Insaghi, italienischer Nationalspieler von 1997 bis 2007 mit 25 Toren in 57 Länderspielen war ein typischer Strafraumstürmer. Absolut torgefährlich, mit dem Auge fürs Wesentliche. War Insaghi im Anmarsch, konnte kaum ein Torhüter wirklich glänzen. Zu gering war die Chance, dass Insaghi nicht traf. Immer nah am Abseits pokerte er hoch, gewann dadurch aber oft Duelle, die die Gegner schon vorzeitig abschenkten. Sein Torinstinkt war extrem ausgeprägt, seine schnellen kurzen Schlenker bei der Ballannahme brachten ihm den gewünschten Erfolg. Leider hing ihm stets ein Negativ-Image nach. Da er sehr schmächtig und körperlich unterlegen war, sagten ihm viele nach, er falle viel zu leicht und schindet so Freistöße und Elfmeter, die eigentlich keine wären. Mir ist`s grad mal wurscht, ich mag ihn einfach.

Und der letzte im Bunde meiner Traum-Ersatz-Elf ist Gabriel Omar Batistuta, Spitzname Batigol. Mit 168 Treffern ist er heute noch der erfolgreichste Torschütze des AC Florenz. Fans errichteten extra für eine eine lebensgroße Bronzestatue, die seine Erfolge ehren soll. 2004 wurde er von Pele höchstpersönlich in die FIFA 100 aufgenommen. Der Argentinier spielte von 1991 bis 2003 in Italien und war dort ein echter Offensivspieler. Diese Torgefährlichkeit war schon der Wahnsinn. Etliche Titel heimste er ein, bis er 2005 seine aktive Karriere beendete. Neben dem Fußball ist Polo die 2. Leidenschaft von Batigol. 2009 gewann er sogar zusammen mit der Pololegende Cambiaso den „Copa Stella Artois“.