Berlin Berlin – Neukölln und die Behörden

Ca. 6.500 Wohngeldanträge pro Jahr flattern alleine im Bezirk Neukölln auf die Tische des Wohnungsamtes. Klar bedeutet das viel Arbeit, aber so ist das nun mal in jeder Behörde. Überall wird extrem viel Papier von links nach rechts gewälzt, aber darf das als Ausrede gelten, dass Neuköllner Antragsteller 6-9 MONATE auf die Bearbeitung warten müssen? Dabei gehen auf Ämtern in Pankow oder Lichtenberg weitaus mehr Anträge ein. In Lichtenberg liegt die Bearbeitungsdauer bei ca. 8 WOCHEN, der Berliner Durchschnitt liegt bei 8,2 WOCHEN. Entschuldigt wird dies wie so oft mit fehlendem Personal. Aber auch hier wird wieder ein Stück der Verantwortung an die Bürger selber weitergereicht. Zum Teil soll es nämlich an unvollständigen Unterlagen liegen, die eingereicht werden. Aber bitte, lieber Bezirksstadtrat Thomas Blesing, auch das passiert auf jedem anderen Amt genauso. Das darf doch die Bearbeitung nicht um ein halbes Jahr zurückwerfen. Und die Idee, Bedürftige sollten sich an ihren Vermieter wenden und darauf hoffen, schon vorab die Miete reduzieren zu dürfen, bevor die Bewilligung da ist, ist mehr als abstrus. Wer lässt sich denn bitte darauf ein? Immerhin werden genug Anträge abgelehnt, das wissen auch die Vermieter. Und wie sollen dann die fehlenden Beträge ersetzt werden? Den Vorschlag der Piratenpartei, Mitarbeiter vom z.B. Ordnungsamt abzuziehen und neu einzusetzen, finde ich schon effektiver. SPD-Fraktionsmitglied Marko Preuß ist davon nicht begeistert. „Man kann Personal nicht einfach von einer Abteilung in eine andere umsetzen“, sagt er. Außerdem fehle auch im Ordnungsamt Personal. „Allein wegen der Problemfelder Falschparker, Hundekot und Jugendschutz in Gastststätten haben die Beschäftigten viel zu tun.“ Aha. So ist das also. Kackende Hunde und Parksünder haben natürlich Priorität, besonders in Neukölln, wo man in vielen Gegenden nur Slalom laufen kann, um nicht in die Haufen zu treten. Da hat das Ordnungsamt ja bisher enorm viel geschafft. Ganz ehrlich, schlimm genug, dass  Steuersünder teilweise härter bestraft werden als Typen, die Kinder missbrauchen, nun ist es auch noch wichtiger Falschparker zu bestrafen als ein paar Tage in einer Behörde auszuhelfen, um Existenzen abzusichern. Gehen materielle Dinge wirklich über menschliches Wohl? Sieht ganz so aus und das ist echt gruselig.

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